ARTEN VON WUNDEN:
Wunden können klassifiziert werden nach:
Art ihrer Entstehung
Die Art und das Ausmaß des Verlusts der Haut und/oder des Gewebes
Der Grad der Kontamination durch mechanische und bakterielle Infektion
Die seit der Entstehung der Wunde vergangene Zeit
Das Auftreten von mit der Wunde verbundenen Verletzungen in angrenzenden Geweben
Abschürfungen – Die häufigste Form von Wunden sind Abschürfungen unterschiedlicher Ätiologie, die meist mit einem geringen Verlust der Epidermis verbunden sind. Manchmal kommt es jedoch auch zum Verlust der Dermis und des subkutanen Gewebes.
Bisswunden/Risswunden – entstehen meist durch Bisse oder mechanische Einwirkungen, z. B. wenn eine Gliedmaße in einer „Falle“ (z. B. Kanaldeckel, Gitter) eingeklemmt wird. Beim Versuch, sich panisch zu befreien, kommt es oft zu Haut-, Muskel- und manchmal auch Geweberissen. Bisswunden gelten als stark verschmutzt, sowohl mechanisch als auch bakteriell.
Stichwunden – sind in der Regel tief eindringende Wunden. Einige Stichwunden haben Austrittsöffnungen und werden als Durchstichwunden bezeichnet.
Risswunden – entstehen meist durch starke mechanische Traumata (z. B. Verkehrsunfälle). Sie verursachen schwere Gewebeschäden mit Gewebeablösungen. Bei dieser Art von Verletzungen treten häufig auch freiliegende Skelettelemente (z. B. häufig Gelenke der Gliedmaßen) auf. Dies sind die am stärksten kontaminierten Wunden.
Schnittwunden – kommen häufig in verschiedenen Ätiologien vor. Bei Schnittwunden kommt es zu einem Bruch der Haut (oder einzelner Hautschichten). Oft sind diese Wunden tief und betreffen Muskeln oder sogar Skelettelemente. Sie können Verletzungen von Blutgefäßen, Sehnen oder Nerven enthalten.
Schusswunden – können manchmal als eine Form von Stichwunden betrachtet werden. Diese Art von Verletzungen tritt am häufigsten bei Jagdhunden auf.
Verbrennungen – Diese Verletzungen können durch thermische, chemische, elektrische oder in seltenen Fällen durch Strahlentherapie verursacht werden. Es gibt drei Grade von Verbrennungswunden:
Erstgradige Verbrennungen – Oberflächliche Verbrennungen, gekennzeichnet durch Hautrötung und leichte Schwellung. Sie sind mit starken Schmerzen verbunden.
Zweitgradige Verbrennungen – dringen bis in die Dermisschicht ein. Auf der Hautoberfläche bilden sich Blasen, begleitet von starken Schmerzen. Je nach Eindringtiefe werden sie manchmal in Grad IIA und IIB unterteilt.
Drittgradige Verbrennungen – dringen tief in das Unterhautgewebe bis in die Muskeln ein. Auf der Hautoberfläche bildet sich eine schwarze Kruste oder es kann zu Verkohlung von Haut und Muskel kommen. Die Schmerzempfindlichkeit ist gering, aber die Gewebeverletzung ist schwerwiegend und oft irreversibel (Nekrose).
Eine eigene Kategorie bilden Dekubitusgeschwüre (Druckgeschwüre). Sie entstehen durch anhaltenden mechanischen Druck auf das Weichgewebe, der zu Durchblutungsstörungen und gestörtem Zellstoffwechsel führt. Bei Tieren treten sie am häufigsten in der Nähe der Hüftknochen, Schulterblätter, der Tibia-Außenseite, des Brustbeins, des Ellenhakens und des Fersenhöckers auf.
Wundmanagement
Die normale Wundheilung erfolgt in drei aufeinander folgenden Phasen:
1. ENTZÜNDUNGSPHASE
(Exsudative Phase, eingeleitet durch kurzfristige Hämostase)
2. GRANULATIONSPHASE
(Proliferative Phase)
3. REIFUNGSPHASE
(Rekonstruktive Phase)
„T I M E“ SCHEMA
Das T I M E-Schema ist ein dynamisches Modell, das kontinuierlich auf Basis medizinischer Erkenntnisse und praktischer Erfahrungen weiterentwickelt wird.
BAKTERIELLER BIOFILMBiofilm ist eine bakterielle Mikrokolonie (die aus verschiedenen pathogenen Bakterien bestehen kann), die eine mehrschichtige, dreidimensionale Struktur bildet und von einer extrazellulären Matrix umgeben ist.
Schützt Bakterien und andere Krankheitserreger vor schädlichen äußeren Einflüssen wie Desinfektionsmitteln, Antibiotika und Immunzellen.
Schafft günstige Bedingungen für die Vermehrung bereits angesiedelter Bakterien sowie für die Kolonisation und Entwicklung neuer Bakterien oder anderer Krankheitserreger.
Trägt zur Ausbreitung von Infektionen auf benachbartes gesundes Gewebe bei.
Stört den Gasaustausch in der Wunde und blockiert den Zugang von Wirtszellen zu Nährstoffen.
Biofilm haftet fest am Gewebe, sodass er durch normales Spülen (z. B. mit Wasser, Seifenwasser oder physiologischer Kochsalzlösung) nicht entfernt werden kann. Daher sollten geeignete Mittel verwendet werden, die eine effiziente Entfernung und Prävention der Neubildung ermöglichen.
T I M E ist ein flexibles Schema, das laufend auf Grundlage neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse angepasst wird. Zum Beispiel wurde die entscheidende Rolle des bakteriellen Biofilms in der Wundheilung erkannt, was zur Ergänzung des Schemas mit Methoden zur Entfernung und Kontrolle von Biofilm geführt hat. Eine effektive Methode zur Bekämpfung des Biofilms ist Lavasepsis, also die Spülung von Wunden mit speziellen Lösungen, die Biofilm auflösen und die Wunde von biologischen oder mechanischen Verunreinigungen befreien.